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Wir suchen immer wieder liebevolle Patenfamilien und Junghundetrainer für unseren Hundenachwuchs!
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Die Ausbildung
In der Umwelt orientierten Führhunde-Ausbildung nach Walter H. Rupp versuchen wir, dem Hund das Gefühl zu vermitteln, dass durch das eingeschirrt sein im Führgeschirr seine Umwelt eine andere ist, dass er sich anders verhalten muss, damit seine Fortbewegung angenehm und erfolgsgekrönt ist. In den letzten Jahren hat zudem das Clickertraining mehr und mehr Einzug in unsere Arbeit gefunden, zunächst bei der Zielanzeige, dann aber zunehmend auch bei den anderen Ausbildungsinhalten.
Über das Führgeschirr manipuliert die Ausbilderin den Hund zu bestimmten Manövern, wie dem Ausweichen von Hindernissen oder dem Stopp an Bordsteinkanten, und verknüpft diese Verhaltensweisen mit bestimmten Hörzeichen (s. Hörzeichenliste) und Umweltmustern. Die Lenkung des Hundes mit dem Führbügel hat dabei so zu erfolgen, dass der der Hund keine dieser Einwirkungen mit seiner Ausbilderin verknüpft. Mit Hilfe des Clickertrainings genügen dabei immer sanftere Einwirkungen, und jeder Ansatz einer richtigen Reaktion des Hundes wird mittels des Clickers verstärkt. Der Hund lernt, dass die Reaktion auf eine Geschirreinwirkung (in der Regel eine Gegenbewegung und ein Widerstand leisten) etwas positives ist. Dadurch können wir fast ausschließlich mit positiver Verstärkung arbeiten, was die Kombination der verschiedenen Methoden möglich und erfolgreich macht.
Die Ausbilderin tritt für den Hund möglichst ausschließlich als lobender Verstärker des vom Hund richtig gezeigten Verhaltens auf (sprich, durch Futterbelohnung und dann zunehmend im Ausbildungsverlauf durch herzliches, anerkennendes Loben versucht sie ihm das Gefühl zu geben, gerade wieder etwas Großartiges vollbracht zu haben...). Dabei soll der Hund so früh wie möglich in der Ausbildung (subjektiv) selbst herausfinden, welches das richtige Verhalten in einer bestimmten Umweltsituation darstellt. Dadurch wird seine Selbständigkeit gefördert und sein Selbstbewusstsein gesteigert, der Lernerfolg kommt schnell und die Führleistung kann später leichter und schneller auf den blinden Führhundehalter übertragen werden.
Nach einer umfassenden tierärztlichen Gesundheitskontrolle wechseln die jungen Hunde Im Alter von ein bis eineinhalb Jahren von ihren Patenfamilien in die Führhundeschule und die eigentlich Ausbildung beginnt. Innerhalb von sechs bis zehn Monaten können die meisten Schüler das umfangreiche Ausbildungsprogramm bewältigen.
Wir geben unseren Hunden lieber etwas mehr Zeit, um einen möglichst hohen Grad an Selbständigkeit in der Arbeit zu erhalten. Das erleichtert ihnen dann, sich in der neuen Umgebung am Wohnort ihres späteren blinden Halters zurechtzufinden und neue Herausforderungen zu bewältigen. Wir Ausbilder sparen uns dadurch oft zeitaufwändige Nachbetreuung in den ersten Wochen und Monaten nach der Einschulung.
Im letzten Drittel der Ausbildung wird die Trainerin durch häufigere Blindgänge unter der Augenbinde testen, ob der Hund seine Aufgabe wirklich gelernt hat. Dabei entfallen nämlich unbewusste Hilfengebung und Korrekturen. Das Gespann ist dann zunächst mit einer deutlich größeren Unsicherheit als gewöhnlich unterwegs. Erst wenn ich als Ausbilderin spüre, dass ich mich dem Hund anvertrauen kann und dass dieser auf mich aufpasst, ist der Zeitpunkt gekommen, an eine Einschulung mit dem zukünftigen blinden Halter zu denken.
Parallel dazu läuft auch die Entscheidungsfindung, mit welchem der auf einen Hund wartenden potentiellen Führhundehalter dieser bestimmte Hund am besten harmonieren könnte. Dies erfolgt immer durch Probeläufe der zukünftigen Führhundehalter mit dem zugedachten, eventuell auch mit mehreren Hunden.
Bevor wir jedoch mit dem Einschulungslehrgang beginnen, unterziehen wir alle unsere Hunde einer abschließenden Qualitäts- und Leistungsprüfung durch blinde Prüfexperten. Erfahrene blinde Führhundehalter laufen mit dem Prüfling eine Prüfungsstrecke in städtischer Umgebung, die dem Hund unbekannt, dem Prüfer jedoch gut vertraut ist. Während der Prüfung sollen alle Führleistungen abgeprüft werden, die im Ausbildungsprogramm enthalten sind. Auch wenn wir nicht erwarten können, dass in einer solchen anspruchsvollen Prüfungssituation (fremder Mensch plus fremde Umgebung) jeder Hund brilliert und die gleiche Leistung bringt, so muss auf alle Fälle jeder Hund zeigen, dass er seine zukünftige Aufgabe sicher bewältigt. Über das Ergebnis der Prüfung wird ein umfangreicher Prüfungsbogen erstellt der auch dem zukünftigen blinden Halter und seinem Kostenträger vorgelegt wird.
Claire Trauth
freie Mitarbeiterin, Führhundeausbilderin
Werdegang
1987 - 1989 |
Ausbildung zum ‚Kennel Supervisor', ‘Guide Dog Trainer' und ‘Group Trainer' an der englischen „The Guide Dogs for the Blind Association" |
Bis 1994 |
Tätigkeit als Führhundetrainerin an der GDBA in Wokingham |
Seit 1995 |
freie Mitarbeiterin der Blindenführhundschule Dr. Susanne Grünberger |
Aus- und Weiterbildung der Führhundtrainer
Trainerfortbildung auf Seminaren der IGDF
Die International Guide Dog Federation veranstaltet im 2-Jahresrhythmus Fortbildungs-Seminare für ihre Mitgliedschulen in der ganzen Welt. Auf diesen Seminaren können wir uns auf dem Laufenden halten über neue Entwicklungen im Führhundewesen, neue Ausbildungsmethoden, neue Zuchtprogramme und Mobilitätshilfen. Der Austausch und die Kooperation zwischen den Mitgliedschulen wird groß geschrieben, Kontakte werden geknüpft, Besuche und der Austausch von Hunden für die Zucht und Ausbildung vereinbart.
Die IGDF hat inzwischen eine einheitliche Ausbildungordnung für neue Führhundetrainer verabschiedet. Durch einheitliche Standards eröffnet sich so den Trainern die Möglichkeit, vorübergehend oder dauerhaft an Schulen in der ganzen Welt zu arbeiten, eine attraktive Chance gerade für junge Führhundeausbilder. Wir bedauern es sehr, dass sich nicht mehr deutsche Führhundeschulen für die Mitgliedschaft bei der IGDF interessieren und dass die deutschen Krankenversicherer diese Möglichkeit der Qualitätskontrolle der Führhundversorgung in Deutschland nicht wahrnehmen wollen.
Mobilitätslehrerausbildung in Zusammenarbeit mit der Rehabilitationseinrichtung für Sehgeschadigte
Seit vielen Jahren übernehmen wir für die angehenden Rehabilitationslehrer für Sehgeschädigte an der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg einen Blockkurs über den Blindenführhund als Mobilitätshilfe.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verein für Blindenführhunde und Mobilitätshilfen, dem Verein Lichtblicke und dem Deutschen Blinden und Sehbehindertenverband haben wir auch bereits mehrfach für die Aus- und Weiterbildung von Gespannprüfern in Seminaren zur Verfügung gestanden.
Es ist uns ein Anliegen, unsere Erfahrung an diese Berufsgruppe weiterzugeben. Die Moblitätslehrer sollen auch in der Lage sein, Mobilitätstraining mit Führhundehaltern, nicht nur mit Benutzern des Blindenlangstockes durchzuführen. Oft sind diese Mobilitätstrainer ja auch der erste Ansprechpartner für neue Führhundinteressenten, wo sie kompetente Beratung bieten sollten, ob eine Führhund für einen bestimmten Trainingspartner ein sinnvolles Hilfsmittel darstellen könnte.
Die Schule
Sitz der Schule ist in Radolfzell am Bodensee. Dort wohnen wir im Radolfzeller Ortsteil Markelfingen, zwischen Konstanz und Radolfzell am Untersee des Bodensees gelegen. Alle unsere Hunde leben in Patenfamilien bzw. im Zuhause der Ausbilderinnen, um ihnen vom Welpenalter an ein möglichst intensives Zusammensein mit ihren Menschen zu ermöglichen.
Es ist mir als Schulleiterin ein besonderes Anliegen, alle Hunde familienintegriert als Kleinrudel im Haus zu halten. Desshalb werden in aller Regel nicht mehr als drei Hunde gleichzeitig in die Ausbildung genommen. Es gibt bei mir keine Zwingerhaltung und auch keine abgesonderten Hundebereiche im Haus, sondern die Hunde leben wirklich mit uns zusammen.
Auf dieses enge Zusammenleben der Ausbilderinnen mit ihren Hunden lege ich sehr großen Wert, da die Führhunde ja auch ihre späteren Halter in engstem Kontakt überallhin begleiten sollen. Wir können die Charaktere unserer Hunde und ihr Verhalten in verschiedensten sozialen Situationen durch diese Haltung intensiv kennen lernen und leichter abschätzen, zu welchem Führhundinteressenten ein bestimmter Hund passen könnte.
Zusammen mit meiner Mitarbeiterin Claire Trauth kann ich pro Jahr vier bis fünf Hunde ausbilden und bei blinden Menschen einführen. Diese recht geringe Anzahl hat leider auch oft längere Wartezeiten für die angehenden Führhundehalter zur Folge.
Oberste Priorität hat das Zusammenstellen von wirklich harmonischen Führgespannen. Für unser Bestreben, wirklich ein passendes Hundeindividuum für sie zu finden, nehmen die meisten unserer Bewerber dann auch gerne eine längere Wartezeit in Kauf.
Die Einschulung
Die Zusammenführung von Hund und neuem blinden Halter erfolgt im Rahmen der so genannten Einschulungs-Lehrgänge.
Der erste einwöchige Einschulungsteil findet am Ort der Schule in Konstanz bzw. Offenbach / Pfalz statt. Hier hat der Hund einen Heimvorteil, und wir können die Strecken und Wege gezielt so auswählen, dass Überforderungen auf Seiten von Hund und Mensch minimiert werden.
In dieser ersten Woche geht es zunächst darum, dass Hund und Mensch vertraut miteinander werden, eine Beziehung zueinander aufbauen, dass der neue Führhundehalter lernt, wie er seinen Hund einschätzen und kontrollieren kann, und dass sich der Hund von der Trainerin weg auf den neuen Halter hinorientiert. Zu diesem Zweck werden viele Kontaktübungen auf dem Pflegetisch und im Freilauf während ausgedehnter Spaziergänge mit häufigem Hundekontakt praktiziert.
Parallel beginnen wir mit einfachen Läufen im Führgeschirr, die dem neuen Halter ein Gefühl für die neue Fortbewegung geben. Sukzessive werden die Trainingsläufe in immer komplexere Umgebung verlegt, Verkehrsmittel benutzt und mehr und mehr Ablenkungen und Hindernisse integriert. Im Prinzip wird die gesamte Ausbildung des Hundes noch einmal in Kurzform mit dem neuen Halter wiederholt und der Führhundehalter lernt, wie er sich in allen möglichen Führsituationen verhalten muss, um eine konstante und freudige Gespannzusammenarbeit zu erhalten.
Für den zweiten, zirka zweiwöchigen Einschulungsteil reist die Ausbilderin dann an den Wohnort des Führhundehalters. Jetzt werden alle vom blinden Halter benötigten Strecken eingeübt, bzw. auf das neue Hilfsmittel hin variiert und abgewandelt. Oft können auch neue Strecken eingearbeitet werden. Zudem müssen natürlich auch verschiedenen Spaziergänge und Freilaufmöglichkeiten für das neue lebendige Hilfsmittel erkundet werden, damit der Führhund auch im neuen Zuhause genügend Bewegung und Hundekontakt gewährleistet hat.
Wir empfehlen jedem neuen Führhundehalter, sich in den ersten Wochen der Gespannzusammenarbeit an vertraute und eingeübte Strecken zu halten. So kann dem Hund genügend „Führung" und Kontrolle gegeben werden, um ein schulmäßiges Arbeiten zu erhalten und zu festigen. Später, nachdem sich der Führhundehalter mit dem neuen Hund richtig vertraut fühlt, werden sich die meisten sukzessive auch an neue Strecken und in neue Umgebung wagen. Dann wird den meisten der enorme Mobilitätszuwachs und Gewinn an persönlicher Freiheit richtig bewusst werden.
Die Einschulung endet offiziell mit der von der Krankenkasse in Auftrag gegebenen Gespannprüfung. Wir schlagen in der Regel vor, diese Prüfung nicht unmittelbar am Ende des Lehrgangs durchzuführen, sondern nach vier bis acht Wochen, wenn das Gespann sich gut "zusammengerauft" hat.
In aller Regel führen wir vor der Prüfung noch eine zweitägige Nachkontrolle durch. Eventuell eingeschlichene Fehler oder Schlampereien können nach dieser Zeitspanne noch gut korrigiert werden, und wir fühlen uns sicher, dass das neue Team auf dem richtigen Weg ist.