Mit einem gut ausgebildeten Blindenführhund soll sich der Führhundehalter sicher und zügig in vertrauter und auch in fremder Umgebung fortbewegen können. Der Führhund soll gelernt haben, auf Hörzeichen geradeaus, links und rechts zu gehen, stehen zu bleiben. Er soll sich nicht ablenken lassen von Gerüchen, Geräuschen, Artgenossen und anderen Tieren.
Eine eingeschlagene Richtung soll der Führhund so lange beibehalten, wie es die Umgebung erlaubt, beziehungsweise bis der Führhundehalter eine Richtungsänderung vorgibt. Dies ist für die Orientierung des Blinden eine sehr große Hilfe. Trotzdem muss der Führhundehalter die Wegbeschreibung im Kopf haben, damit er seinem Hund die richtigen Hörzeichen geben kann.
Der Führhund soll alle Arten von Hindernissen, gegen die der Blinde stoßen könnte, anzeigen und umgehen. Diese können zum Beispiel unaufmerksame Fußgänger, herabhängende Markisen, Baustellen oder falsch geparkte Autos sein. Durch die zuverlässige Hindernisumgehung wird die Fortbewegung im Vergleich zum Gehen mit dem Langstock entspannter und stressfreier. An Querstraßen, Treppen und Bahnsteigkanten muss der Blindenführhund zuverlässig stehen bleiben oder sich querstellen.
Die Fähigkeit des Führhundes, bestimmte Ziele ausfindig zu machen und anzusteuern wird von den Führhundehaltern sehr geschätzt. Wichtige Nahziele sind Zebrastreifen, Ampeln, Türen, Treppen, Aufzüge, Briefkästen, Verkehrsmittel oder ein freier Platz im Restaurant. Das Zurückführen nach Hause beziehungsweise zum Ausgangspunkt auf Hörzeichen hat schon so manchen Führhundehalter wieder aus einer schwierigen Situation herausgebracht.
Grundsätzlich ist Führarbeit in aller erster Linie Teamarbeit. Dies erfordert von Hund und Halter Sensibilität, Konzentration und Selbstvertrauen. Der Führhund ist kein Computer, der während der Ausbildung programmiert und dessen Software dann im Einführungslehrgang nur noch auf den Halter eingestellt wurde.
Dies bedeutet, dass auch von Seiten des Führhundehalters einige physische und psychische Grundvoraussetzungen, sowie gewisse Lebensumstände gegeben sein müssen:
- Damit ein Hund auf Dauer gerne und willig arbeitet, braucht er positive Rückmeldung und Lob vom Halter.
- Damit der Hund konsequent arbeitet, muss der Halter seinerseits konsequent sein.
- Damit der Hund konzentriert bleibt, muss der Halter sich auch selbst konzentrieren und fähig sein, Konzentrationsmängel wahrzunehmen und entsprechend zu handeln, sei es durch Korrektur, Lob oder Unterstützung.
- Nur wenn der Führhundhalter bereit ist, dem Hund sein Leben lang ein stabiles Rudel zu bieten, in dem er sich geborgen fühlt und seinen festen Platz hat, kann das Gespann auf Dauer wirklich harmonieren.
Es kann nicht oft genug betont werden, dass der Blindenführhund ein ganz wunderbares Hilfsmittel ist - aber beileibe nicht für jeden blinden Menschen.