Auch in diesem Jahr war das erste Novemberwochenende dem traditionellen Führhundhalterseminar gewidmet, und so reisten am Vormittag des 01.11. zwölf Führgespanne in der Erwartung an, ein für Mensch und Hund schönes Wochenende zu verleben, das vielleicht auch die eine oder andere Inspiration für die Alltagsgestaltung mit unseren Vierbeinern bietet.
Nach einer Begrüßungs- und Kennenlernrunde fuhren wir auf den Kreuzlinger Hundeplatz. Wie bereits im letzten Jahr sollten die Hunde hier zunächst die Möglichkeit bekommen, sich auszutoben, einander kennen zu lernen und ihrer Aufregung Luft zu machen, denn das Wiedersehen mit der Ausbilderin und ihren Paten, die sie hingebungsvoll durch ihr erstes Lebensjahr begleitet haben und sie durch die Förderung ihrer Stärken letztlich zu den zuverlässigen Begleitern gemacht haben, die sie heute sind, ist für jeden unserer Vierbeiner eine hoch emotionale Angelegenheit und vollzog sich bis zu diesem Zeitpunkt halbwegs diszipliniert an der Leine. Anschließend hatten wir an unterschiedlichen Stationen die Gelegenheit, unsere Hunde auf unterschiedlichste Weise zu beschäftigen. Neben Suchspielen nach Leckerlis im Bällebad und Apportierstationen gab es Möglichkeiten zur sportlichen Ertüchtigung der Hunde, aber auch zum Test ihrer Experimentierfreudigkeit. So bestand eine Übung darin, den Hund auf einem Handwagen ohne Begrenzung hinter sich herzuziehen oder vor sich herzuschieben. Die Hunde, die größeren Wert auf Bodenkontakt legen, konnten alternativ auf einer Plane befördert werden.
Gerade noch im Hellen kamen wir im Hotel an und hatten nun eine Pause bis zum Abendprogramm. Im Gegensatz zu den vorigen Jahren nahmen wir das Abendessen diesmal im ABC-Hotel ein. Die Patencrew um Heike Rönsch hat sich etwas Besonderes ausgedacht und lud unter dem Motto "Konstanz genussvoll erleben" zu einer unkonventionellen Weinprobe ein. Heike gab einen geschichtlichen Überblick über die Konstanzer Stadtgeschichte, die an passender Stelle von einem Wein und kleinen Leckereien der Nation mit dem zur genannten Zeit größten Einfluss eingerahmt wurde. Der Vortrag war leidenschaftlich, Wein und Speisen deliziös, kurz, diese gelungene Idee wird künftig sicher ihresgleichen suchen.
Für den Samstag stand eine Stadtrallye auf dem Programm, die den praktischen Teil der Konstanzer Geschichtseinheit des Vorabends übernahm. Nachdem der Nebel sich gelichtet und die Wolken sich verzogen hatten, wurde es entgegen allen Erwartungen ein herrlich sonniger Tag. Zwei Gespanne, ein Führhundausbilder und mindestens eine weitere ortskundige Begleitperson bildeten ein Team und zogen los, um den Konstanzer Lenkbrunnen, das Kulturzentrum, die Imperia und verschiedene andere markante Punkte der Stadt kennen zu lernen.
Eine Führung durch das Konstanzer Münster durfte natürlich nicht fehlen. Besonders positiv an dieser Rallye war, dass sie keinen Wettbewerb enthielt, sondern neben der Erweiterung unseres Horizonts lediglich das Ziel verfolgte, miteinander Spaß zu haben. Die Führung durch das Münster war der einzige fixe Termin, darüber hinaus konnte jedes Team sein eigenes Tempo vorlegen, so dass nach dem langen Tag völlig entspannte Teams aufeinander trafen.
Mancher Hundehalter war bass erstaunt zu sehen, das sein Hund, der jahrelang hauptsächlich in einem kleinen Ort unterwegs ist, noch die ganze Bandbreite der Führarbeit mit allen Hörzeichen beherrscht, obwohl das eine oder andere im Alltag des einzelnen kaum zum Einsatz kommt. Das zeigt mal wieder: Gelernt ist eben gelernt, und wir Halter haben allen Grund, stolz auf die Arbeit unserer Hunde zu sein.
Der Sonntagvormittag war den einzelnen Gespannen gewidmet. In Begleitung eines Führhundeausbilders hatte jeder - diesmal bei Regenwetter - die Möglichkeit, an kleinen Baustellen zu feilen oder einfach nur ein Feedback über die Arbeit mit seinem Hund zu bekommen. Als Rahmenprogramm gab es ein Entspannungsprogramm für Mensch und Hund sowie einen Spieleworkshop. Letzterer diente zum Austausch über unterschiedliche Spiele mit dem Hund. Als Anregung erhielten wir Tips, wie wir aus täglich anfallendem Verpackungsmüll Spielzeug für unsere Hunde basteln können. Leckerlis in einem mit Zeitung gefüllten Kiste zu finden macht Hunden genauso viel Spaß wie eine an den Seiten durchbohrte Chipsdose, die auf einem Stock steckt und umgekippt werden muss, damit das Leckerli rausfällt. So können Hunde auch bei schlechtem Wetter ohne Spaziergang sinnvoll beschäftigt und ausgelastet werden.
Mir hat dieses Seminar sehr viel Freude bereitet. Es ist immer wieder schön, neues zu lernen und sich mit anderen auszutauschen. Besonders wichtig ist für mich das Feedback, das jedes Gespann bei solchen Gelegenheiten über die Arbeit mit dem Hund bekommt. Einige Seminarteilnehmer durften erleben, wie ihre Hunde über sich hinaus gewachsen sind - oder haben wir sie einfach nur unterschätzt? In jedem Fall habe ich eine andere Perspektive zu einigen Themen bekommen, und dafür sowie für dieses gesamte gelungene Wochenende möchte ich mich bei allen Beteiligten Ausbildern, Patenfamilien, Hundetrainern sowie dem Personal des ABC-Hotels herzlich bedanken.
Nuray, Führhundhalterin von Goldendoodle Momo